Der Moment der Stille

Schieß-mich-heute-tot tritt auf das Pedal der Fußmaschine, einmal, und der Schlägel trifft das Fell der Bass-Drum. Bumm! Das Geräusch wird von einem direkt vor der Trommel befindlichen Mikrofon aufgenommen, und weitergeleitet zu einem Cassetten-Vierspurgerät, dass an einem Konverter angeschlossen ist, der die eingehenden Hertzfrequenzen umwandelt. „Okay, jetzt die Snare!“ Der SHARP-Skin nimmt den Kopfhörer ab, richtet das Mikrofon neu aus, spult die Cassette ein Stück zurück, drückt die Aufnahmetaste, und gibt dem Schlagzeuger ein Zeichen. Fess! „Gut. Und jetzt noch das Becken.“ Faktor 4 sitzt in der Küche, die zum Senderaum des dort eingerichteten Piratenradios umfunktioniert worden ist, spricht in ein Mikrofon. „Es wird hier gleich die Ausstrahlung von Tönen erfolgen, die der so genannten Schumann-Frequenz nachempfunden sind. Damit soll eine Aktion unterstützt werden, mit der das Gleichgewicht der Erde wieder hergestellt werden soll…“ Im Türrahmen taucht ein hochgewachsener hagerer Herr in einem karierten Schlafanzug auf, gibt dem in seiner Küche sitzenden Faktor 4 das Daumen-hoch-Zeichen, und ist gleich darauf wieder verschwunden. „…Diese Töne sind für das menschliche Ohr gar nicht oder nur bedingt wahrnehmbar. Dennoch bitte ich alle, die diese Sendung hören, ihre Radios auf volle Lautstärke zu stellen.“ Der Moderator wirft einen Blick zu der Diele. Gerade schlägt Morgen-ist-eh-alles-zu-spät eine Saite seines Instruments an. „Die Musiker sind noch dabei, Vorbereitungen zu treffen. Bis es so weit ist, spiele ich die Arie aus der Oper La Wally von Alfredo Catalani.“ Die CD liegt ein, Faktor 4 drückt die Playtaste, und kurz darauf werden die Signale über eine an der Außenwand des Wohngebäudes befestigten Antenne hinaus in die Welt gesendet; zumindest in einen Umkreis von schätzungsweise 25 Kilometern. Faktor 4 verlässt seinen Platz, tritt hinaus in die Diele. „Toby?“ Der SHARP, gerade dabei, einen Akkord von Barflys Gitarre aufzunehmen, wendet sich ihm zu. „Was gibt`s?“ „Wie können wir sicher sein, dass diese Anlage sendet, ich meine, dass uns auch jemand hört?“ „Dass die Anlage sendet, darauf gebe ich Dir Brief und Siegel. Und ob uns jemand hört… Johann?“ Aus einem der anderen Räume tritt der Schlafanzugträger. „Hast Du Telefon hier im Haus?“ „Jojojo, klar.“ „Hat jemand die Telefonnummer von Sonja?“ Morgen-ist-eh meldet sich. „Magst Du sie anrufen und nachfragen?“ „Klar.“ Er tastet Glatzengirls Nummer ein, fragt „kann man das Telefon auf laut stellen?“ Johann zeigt es ihm, und aus dem Lautsprecher meldet sich die Stimme der jungen Frau. „Hi, hier ist Morgen-ist-eh. Ich frage nur mal nach, ob Du uns über Radio hören kannst.“ „Klar und deutlich! Gerade singt eine Frau was Klassisches…“ „Das ist aus dem Film ‚Diva‘!’“ kräht Faktor 4 dazwischen. „Swan Lee ist bei mir, und noch zwei Leute.“ „Hey, habt ihr gehört? Vier Leute, die uns zuhören!“ „Nöö, das dürften ein paar mehr sein. Swan Lee hat ihren Schulkollegen bescheid gesagt, und die haben ihre Eltern informiert, und die wiederum die Nachbarn…“ „Also hört uns jetzt die halbe Stadt“, schlussfolgert Morgen-ist-eh scherzhaft, sieht, wie Faktor 4 etwas blass im Gesicht wird und wieder in der Küche verschwindet. „So, wir sind fertig“, lässt der SHARP verlauten. „Ich misch das eben noch ab, und dann schicken wir das Ganze… in den Äther…“ Morgen-ist-eh-alles-zu-spät verabschiedet sich von Sonja, die allen viel Erfolg wünscht und Grüße ausrichten lässt. „Und was machen wir jetzt?“ fragt Barfly, und bekommt „biertrinken“ von Schieß-mich-heute-tot zur Antwort, der sogleich mehrere Halbliterdosen aus seinem Rucksack holt und sie an die Anwesenden verteilt. Johann lehnt ab, Faktor 4 hat ein eigenes Getränk mitgebracht. „Ich bin soweit“, kündigt Toby an. Faktor 4 schiebt den Regler für den CD-Spieler herunter und den für das Mikrofon hoch. „Es erfolgt jetzt die angekündigte Übertragung einer Tonfolge, die im Hertzbereich der Eigenschwingungen des Planeten Erde liegt. Zu diesem Anlass werden alle Hörerinnen und Hörer gebeten, ihre Radiogeräte auf die höchste Lautstärke zu stellen…“ Toby drückt die Playtaste des Vierspurgerätes und gibt Faktor 4 das ok-Zeichen. Und damit beginnt die Übertragung.

William Rattrap und seine vier Begleiter stehen etwas verloren im Foyer des neu errichteten Rathauses der Kleinen Stadt herum, schauen hinauf bis zum zweiten Stockwerk, über dem sich ein Glasdach spannt, bestaunen den gläsernen Fahrstuhl, der sich gerade mit zwei Besuchern nach oben bewegt, überlegen, wie sie als nächstes vorgehen sollen. Einer der Fünf entdeckt einen Aushang, auf dem steht, dass ab 17 Uhr eine Ratssitzung stattfinden wird. „Wenn wir so lange warten, können wir die Politiker als Geiseln nehmen.“ Billy winkt ab. „Ich denke, es befinden sich mit den Angestellten jetzt genug Leute im Rathaus…“ Durch die Drehtür kommen ein Mann und eine Frau herein, beäugen etwas befremdet die Gruppe weißgekleideter Männer mit ihren schwarzen Kopfbedeckungen und Bundeswehrstiefeln, registrieren, dass einer von ihnen eine Waffe umgehängt hat, die aussieht wie eine Maschinenpistole, die anderen Fahrradketten und Baseballschläger bei sich tragen, kommen zu dem Schluss, dass es sich wohl um Leute eines angestellten Sicherheitsdienstes handeln wird, und gehen an ihnen vorbei die Treppe zum ersten Stock hinauf. „Ich werde mal gucken, wo sich der Hausmeister aufhält, der soll die Türen abschließen, dann kommt hier keiner mehr raus oder rein.“ In dem Moment fängt ein Mädchen zu weinen an, das, in einem Kinderwagen sitzend, sich zusammen mit seiner Mutter im Foyer aufhält. William schaut zu den beiden hin, checkt die Situation, geht auf sie zu. Die Mutter sieht diese merkwürdige Gestalt mit der Waffe sich nähern, interpretiert es ihrerseits, ruft „nein, bitte, ich… sie hört gleich wieder auf. Tun sie ihr nichts!“ Doch der Mann ist bereits an den Kinderwagen herangetreten, bückt sich, und hebt ein Stoffhäschen auf, das auf den Boden gefallen ist. „Guck mal, wer da ist.“ Mit diesen Worten hält er dem Kind das Häschen entgegen, das danach greift, und sogleich fröhlich zu jauchzen beginnt. „Immer schön darauf aufpassen“, mahnt Billy, und an die Mutter und an die Gruppe neugierig Umherstehender gewandt: „Wir brauchen doch alle Jemanden, der aufpasst, oder?“ Vereinzelt zustimmendes Nicken. „Wer sind Sie?“ wird William Rattrap da von der Mutter gefragt, und er antwortet mit den Schultern zuckend „ich denke, dass wir zu den Guten gehören. Die Waffe ist übrigens gar nicht echt, die ist aus Plastik…“ Da geht in dem Rathaus die Beleuchtung aus, Fahrstuhl und Drehtür funktionieren nicht mehr. „Das waren wir nicht, da haben wir nichts mit zu tun“, beteuert einer von Rattraps Leuten, und in diesem Moment fahren in der Fußgängerzone die Einsatzwagen der Polizei ein.

Mikesch der Treckernomade ist mit seinem Deutz einfach auf das Betriebsgelände des Elektrizitätswerks gefahren, hat den Schutzzaun durchbrochen und ist in die Transformatoren reingebrettert. Birdy, der mitgekommen ist, ohne von Mikesch genau in Kenntnis gesetzt worden zu sein, was er vorhat, („komm mit, wir machen jetzt eine action directe“) ist von dem Trecker abgesprungen, steht fassungslos auf dem gepflegten Rasenstück, und sieht den Fahrer inmitten eines Funkenregens auf dem Gefährt sitzen, sich zufrieden grinsend einen Kümmerling genehmigend. Beim Verwaltungsgebäude werden mehrere Fenster aufgerissen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starren auf das Spektakel, brauchen etwas Zeit, um zu verinnerlichen, was dort soeben passiert ist. Gerade, als Mikesch den Deutz zurücksetzt, kommt ein Anzugträger auf Birdy zu, bleibt in sicherer Entfernung stehen, beginnt auf den Tapemixer einzubrüllen. Wer sie seien, was ihnen einfallen würde, ob ihnen klar sei, dass sie soeben die Stromversorgung von annähernd 50.000 Haushalten unterbrochen hätten…. Birdy steht da, hilflos und ziemlich verängstigt, will sich entschuldigen, da nähert sich der Treckernomade. „Jetzt beruhigen Sie sich mal, guter Mann. Es ist ja niemand zu Schaden gekommen. Sind Sie verheiratet? Haben Sie Familie? Kinder? Damit diese eine Zukunft erleben können, haben wir die Aktion hier durchgeführt. Damit das Gleichgewicht dieses Planeten sich wieder herstellen kann. Das ist nämlich gehörig in eine Schieflage geraten…“ Der Büromann glotzt Mikesch an, als hätte er gerade eine unheimliche Begegnung. „Frank? Die Polizei ist bereits verständigt. Und der Instandhaltungsdienst ist unterwegs.“ Frank nickt seinem Mitarbeiter zu, murmelt „vielleicht hättest Du auch gleich den Notdienst von derKlapse herbestellen sollen“, was Birdy in Tränen ausbrechen lässt. „Das war aber nun nicht nett von Ihnen“, bekommt Frank von Mikesch eine Rüge, und mit den Worten „hier, trinken Sie doch erstmal einen“ hält dieser ihm einen Kümmerling entgegen. Darauf fällt dem Mann nichts mehr ein. Wortlos dreht er sich um und stakst zum Bürogebäude zurück, gefolgt von dem anderen Angestellten. „Willst Du?“ Birdy nickt, nimmt die Miniflasche entgegen, leert sie, gibt sie Mikesch zurück, holt anschließend ein Stofftuch aus seiner Hosentasche, schnäuzt sich. Der Treckernomade klopft seinem Kompagnon die Schulter, sagt „alles wird gut. Glaube mir“, winkt den Leuten zu, die immer noch an den geöffneten Fenstern stehen, und einige von ihnen winken tatsächlich zurück.

George ist mit seiner Stute zu den Gärten geritten, hat dort Gurken und Tomaten sowie etwas Petersilie, Schnittlauch und Basilikum geerntet, mit Essig und Öl aus dem Hängeschrank in seiner Hütte daraus einen Salat angerichtet, ihn am Tisch sitzend verspeist. Gießen braucht er nicht, es ist ausreichend Regen gefallen; lediglich Unkraut jäten hält George für notwendig, bevor er zu den Stallungen zurückreitet, dort sein Pferd und die der anderen versorgt. Als er aus dem Stall hinaustritt, schaut er hinauf zum wolkenverhangenen Himmel, spürt auf einmal dieses ihm bekannte, aber schon lange nicht mehr wahrgenommene Kribbeln, und dann schlägt er mit den Flügeln, steigt auf, wundert sich, ist überrascht, dass es auf einmal wieder funktioniert, kreist über den Häuserblocks, den Wind im Gefieder spürend, möchte am liebsten weiter hinauffliegen, zu den Wolken und weiter, doch er besinnt sich, landet beim Eingang zu ihrem Wohnblock, drückt die Glastür auf, eilt die Treppe hinauf zu seiner Wohneinheit, schreibt das eben Geschehene auf, kehrt zurück. „Georgina!“ Er sieht sie vor sich im Wohnzimmer stehen, sie lacht ihn an, deutet auf die Musikanlage. „Hörst Du das? Es hat angefangen.“ „Ja, ich weiß. Komm, wir müssen uns zu den Anderen begeben und das Siegel des Salomon bilden!“ Georgina ergreift seine dargereichte Hand, und gemeinsam treten sie hinaus auf den Flur, gerade in dem Moment, als Khalil aus seiner Wohnung kommt. „Der Moment der Stille hat eingesetzt“, ruft er ihnen entgegen. „Zeit, hier zu verschwinden!“ „Aber wir müssen das Siegel bilden!“ „Das geht nicht mehr. Hübsch-Dich-zu-sehen hat sich umgebracht.“ „Oh nein! Und was jetzt?“ „Ihr müsst das Haus verlassen!“ „Was ist mit Dir?“ „Ich habe noch etwas zu erledigen.“ „Weiß Susha bescheid?“ „Ich denke schon, ja. Und nun beeilt euch. Es kann jederzeit wieder vorbei sein.“ „Werden wir in Kontakt bleiben?“ fragt George, und erhält als Antwort „ganz bestimmt. Durch unsere Traumwelt.“ Er und Georgina geben Khalil eine winkende Hand, eilen die Treppe hinab, und verschwinden durch die Hintertür. Khalil steht dort im Flurbereich und lauscht. Er hört das Geräusch einer Tür, die geöffnet wird. Es kommt von der Wohnung, die sich eine Etage höher befindet und welche über eine Holzstiege zu erreichen ist. „Ich freue mich, dass Du wieder zurückgekehrt bist…“

Auch Elias hat es mitbekommen, dass da etwas geschieht, wenn auch nicht ganz klar ist, woher. Ob einer der Geheimdienstleute geplaudert hat, oder über ein Telefongespräch mit seinem Vater, vielleicht. Sofort hat er sich zu Susha begeben, und auch die weiß es, klar, Gaia selbst hat zu ihr gesprochen. Auf dem Plattenteller drehen sich die Moody Blues. „Und, was willst Du nun tun?“ Susha strahlt den Jungen an, steht dicht vor ihm, ergreift seine linke Hand, küsst ihn ganz sanft auf die Lippen, sagt „ich will, dass Du mich liebst“, und führt Elias zu ihrem Hochbett. Beide entledigen sich ihrer Kleidung, der Junge ist verlegen, und Susha merkt´s, streichelt seine Wangen, küsst ihn wieder und wieder, und auch er streichelt sie, küsst ihren Hals, fasst ihre Brüste, wird steif. „Komm mein Liebster, komm“, flüstert Susha, und sie klettert vor ihm die Leiter hinauf, und er beißt ihr sanft in den Po, was sie auflachen lässt. Auf dem Bett liegend küsst Elias ihre Füße, dann die Vagina, am Anfang etwas ungeschickt, doch Susha gefällt`s, und dann fordert sie ihn auf, sich auf den Rücken zu legen, und sie steigt auf, lässt seinen bereitstehenden Schwanz in sich hineingleiten. Und auf einem der Sitzkissen liegt Persephone, die Katze, sich das Fell sauberleckend, und kümmert sich überhaupt nicht, was die beiden Menschlein dort miteinander anstellen.               „…Ich hatte gehofft, Dir sagen zu können, dass sich etwas geändert hat, nach all den Jahren…“ Daniel Mauro steigt die Stufen der Treppe hinab, reicht dem Daheimgebliebenen die Hände. „Mir kam die Zeit gar nicht so lange vor, vielleicht, dass einige Wochen vergangen seien…“ Darüber zeigt sich der Mann, der sich den Namen Khalil Samiri gegeben hat, erstaunt, meint, dass sie hier in der Traumwelt andere Erfahrungen gemacht hätten, worauf sein Gegenüber nicht weiter eingeht, stattdessen wissen will, wie die Geschichte weitergegangen ist. Khalil erzählt ihm daraufhin von seinen Zusammentreffen mit George, Georgina, Hübsch-Dich-zu-sehen, mit Susha von den drei Ebenen, die einen Kontakt mit Diego Balanza hergestellt hat, den Nigromanten und der Geheimgesellschaft, die ihre Aktivitäten unterbinden sollten und sie hier gefangen hielten. „Ich werde die angenommene Identität behalten wollen“, spricht Khalil, dem Daniel zustimmt. Auch er will sich zukünftig als Khalil Samiri unter den Menschen bewegen, als Nächstes in den Keller schauen um zu sehen, wer sich dort noch alles aufhält. „Ach, ehe ich´s vergesse…“ Aus der Innentasche seiner Jacke holt er den Revolver hervor, den Khalil bereits bei ihrem Zusammentreffen in dem Schlafzimmer gesehen hat, und übergibt ihn seinem Gegenüber. „Ist der echt?“ „Was? Ja. Geladen mit jetzt noch vier Patronen. Du wirst ihn doch brauchen wollen bei dem Zusammentreffen mit diesem… Zwicker?“ Khalil hält die Waffe in seiner rechten Hand, schüttelt den Kopf. „Ich weiß nicht, nein. Ich dachte, es wäre vorbei.“ Dem stimmt sein Doppelgänger zu. „Die Festsetzung ist beendet, ja. Die Anweisung kam von ganz oben, den Grund weiß ich nicht. Vielleicht hat ein Umdenken stattgefunden, oder es gab einen Wechsel innerhalb der Führungsebene. Zwicker aber will es zum Ende bringen, von ihm aus alleine. Bei ihm sitzt die Abneigung uns gegenüber so abgrundtief…“ Daniel Mauro bewegt bedauernd seinen Kopf, „…und ich kann nicht einmal sagen, warum dies so ist.“ Khalil empfindet eine tiefe Traurigkeit über die vernommenen Worte, sagt „ich werde hier auf ihn warten“, verabschiedet sich von dem Wiedergekehrten, sieht ihm nach, und geht in seine Wohnung zurück.

Marc und Alexander sitzen in der Diele von dem in die Jahre gekommenen Bauernhaus, der Hippie mit einer Bierflasche in der rechten Hand, aus der er ab und an einen Schluck nimmt. Elwood, mit einem Verband um der Schulter, hat bis eben noch den Klängen aus den Lautsprecherboxen gelauscht, die zu vernehmen von den im Raum Anwesenden nur er in der Lage gewesen ist. Dabei hat er ab und an ein freudiges Winseln von sich gegeben oder auch mal gebellt, während sein Schwanz vor Aufregung oder auch Begeisterung auf den Boden klopfte. „Die offending Humans geben ihr erstes Konzert, und nur Tiere sind in der Lage, es zu hören“, hat Marc die Situation kommentiert, und dann, an den auf einem Plastikgartenstuhl sitzenden Alex gefragt „glaubst Du, es wird funktionieren?“ Alexander Tagthetruth überlegt einen Moment, was er darauf antworten wird. „Ja, ich glaube daran. An einen Gott habe ich nie geglaubt, oder an ein Leben nach dem Tod, aber an das, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, glaube ich…“ Die Übertragung der Töne endet, die Stimme von Faktor 4 donnert durch den Raum, Marc springt von dem Sofa auf, dreht die Anlage wieder leiser. „…Und nun hört ihr Aus der Neuen Welt von Antonin Dvorak.“ Es erklingen die ersten Töne der Symphonie. „Aber es waren doch nur Träume gewesen, oder?“ Alex bewegt seinen Kopf hin und her, lässt sich wieder Zeit für eine Antwort. „Ja, es waren wohl nur Traumbegegnungen gewesen. Vielleicht wie so etwas, an das die australischen Ureinwohner glauben.“ Marc nickt, trinkt sein Bier aus, stellt die Flasche zurück in den Kasten, deutet auf die Limonade in Alexanders Händen. „Hast Du noch?“ Tagthetruth nickt, die Tür wird geöffnet, und zwei Gestalten treten ein, im Licht der oben an der Decke angebrachten Leuchtstoffröhre zunächst nur als Schemen erkennbar. „Guten Abend. Ich hoffe, wir stören nicht“, spricht die Frau, und Elwood springt auf, läuft ihr entgegen, begrüßt sie mit einem Bellen. „Na, Du tapferer Kerl“. Die Frau beugt sich zu dem Hund hinab und fängt an, ihn zu knuddeln. „Wir konnten Deine Signale wieder empfangen“, sagt der Mann, „und haben uns entschlossen, hierher zu kommen.“ Alex ist aufgestanden, geht auf die Beiden zu. „Ich freue mich so, euch zu sehen“, und sich zu dem Hippie umwendend „ich stelle vor: Georgina Taubenfuß und George Rabenvater.“ Marc staunt die zwei an. „Und ich dachte, ihr wärt… oder bin ich jetzt…“ „Manchmal kann man das gar nicht so genau sagen“. Georgina ist auf den immer noch perplex auf dem Sofa Verharrenden zugegangen, gibt ihm die Hand. „Ich bin übrigens Marc“, fällt dem ein, „und mein Hund heißt Elwood“, dann „wollt ihr vielleicht was trinken?“ „Wenn Du noch ein Bier übrig hättest.“ „Für mich auch eins, bitte“, schließt George sich an, und Marc öffnet zwei Flaschen, überreicht sie den Gästen, bietet ihnen das Sofa als Sitzgelegenheit an, doch Georgina lehnt ab, findet eine Holzkiste und setzt sich drauf, George nimmt auf dem wackeligen Holzstuhl platz. So sitzen die Vier da, rekapitulieren die Ereignisse der letzten Tage, während im Hintergrund Dvoraks Symphonie spielt, Elwood lässt sich von Georgina streicheln, und diese ist es dann, die sich mit ihrem Anliegen an Marc wendet. Nachdem sie nun das Haus verlassen haben, seien sie momentan ohne Bleibe, müssten sich erst einmal neu orientieren, und ob es möglich wäre, dass sie vorübergehend hier Unterschlupf finden könnten, so lange, bis… „Klar, selbstverständlich“, willigt der Hippie ein. „Im oberen Stock befinden sich noch drei Zimmer. Allerdings ist die Möblierung etwas karg. Betten stehen da, und Schränke gibt es dort auch. Auf dem Dachboden stehen noch Stühle herum, die wollte ich längst schon runtergeholt haben.“ Georgina und George zeigen sich zufrieden, fragen nach der Miete, doch Marc wehrt ab. „Vielleicht ab und an den Kühlschrank und die Speisekammer auffüllen…“ Aus den Lautsprecherboxen ist die Stimme von Faktor 4 zu hören. „Wir beenden jetzt die Übertragung, hoffen, es hat euch Spaß gemacht, und vielleicht hören wir uns demnächst wieder…“